Tierpsychologie und Verhaltenstherapie, muss der Hund auf die Couch ? 

Ein zu menschliches Denken im Umgang mit Tieren, egal welcher Art, führt oft zu Problemen und Erkrankungen.

Wir müssen lernen „tierisch“ zu denken und uns an der Evolution orientieren, um mit der Psyche der erkrankten Tiere umgehen zu können.

Hierbei kommt es darauf an, ob das betreffende Tier ursprünglich im Rudel, in der Herde oder alleine lebt, ein Fluchttier oder ein Angriffstier ist, in Mono- oder Polygamie lebt und in welcher Umgebung sein Ursprung liegt.

Die Tierpsychologie unterscheidet sich im Grunde kaum von der Humanpsychologie.

Bei beiden Formen kommt es auf Mimik, Ausdruck, Körperhaltung, Erlebnisse in der Vergangenheit, Erziehung und Umfeld an.

Man erkennt schnell an der Körpersprache des Patienten, ob und ggf. welche psychischen Probleme vorliegen könnten.

Diese könnten eventuell Auslöser für bestehende Erkrankungen sein oder  psychische Probleme könnten aus bestehenden Erkrankungen heraus entstanden sind.

Für den Tierheilpraktiker ist es insofern wichtig, möglichst genaue Angaben durch den Tierhalter zu erhalten, um einen Bezug zwischen Psyche und bestehender Erkrankung herzustellen.

Oftmals reichen schon Änderungen im Umfeld ( z.B. Ortswechsel, Änderung der Haltungsbedingungen oder des Umgangs, Herdenwechsel ) aus, um das Gleichgewicht der Psyche wieder herzustellen.

Wir müssen z.B. verstehen, dass ein erkrankter Hund sich zurückziehen wird.

Von seiner Psyche her kann er nicht nachvollziehen, dass sein „menschliches“ Rudel sich im kranken Zustand noch mehr um ihn bemüht, als im gesunden Zustand. Seiner Natur nach wäre er in einem Hunderudel abseits der Gruppe, bis er wieder  in der Lage ist, für seine Nahrung zu sorgen und mit dem Rudel mitzuziehen.

Das Umsorgen eines kranken Tieres würde den Erhalt des Rudels gefährden.

Es ist deshalb in der Natur dringend notwendig, schnellstmöglichst Selbstheilungskräfte zu aktivieren, die dem Tier seinen Platz im Rudel/ in der Herde erhalten.

Mit unserer ( verständlichen ! ) menschlichen Fürsorge verhindern wir leider oft, dass das erkrankte Tier seinen natürlichen Willen und seine Kraft einsetzt, um sich gegen die bestehende Krankheit zu wehren, da der instinktive Ablauf unterbrochen ist.

Ich spreche mich nicht gegen eine Fürsorge bei einem erkrankten Tier aus, wobei auch hier nach Tierarten unterschieden werden muss, jedoch kann, wie in jedem Bereich, ein Zuviel oder gar mit falschen Mitteln eher das Gegenteil bewirken.  

Ein „tierisches“ Denken ist einem tierischen Patienten oft heilsamer als unser „menschliches". 

Bei der Therapie von Verhaltensstörungen ist es notwendig, sich zunächst mit der natürlichen Herkunft und mit der Psyche des kranken Tieres zu befassen.

Hierbei muss zunächst festgestellt werden, ob die jeweilige Störung angeboren ist, durch äußere Umstände oder aufgrund falscher Behandlung ( oder auch falschen Verstehens der Ausdrucksweise ) hervorgerufen wurde.

Zeigt der Hund ein agressives Verhalten gegenüber Menschen oder Artgenossen, versucht der Tierhalter zumeist, mit Beruhigung und Streicheln dieses Verhalten abzumildern.

Da der Hund jedoch nicht unterscheiden kann, ob man ihn lobt oder beruhigt, sieht er diese Streicheleinheiten als Belohnung an und wird sich demzufolge auch weiterhin so verhalten.

Rede ich beruhigend während eines Ausrittes auf mein Pferd ein, weil ich genau weiß, dass ein paar Meter weiter eine Stelle kommt, an der das Pferd nicht vorbei will, wittert es Gefahr, da an anderen, normalen Stellen nicht die Stimme eingesetzt wird. 

Bei allen Tierarten sind die Sinnesorgane wesentlich besser ausgeprägt als beim Menschen, feinste Spannungen oder Töne werden viel besser wahrgenommen und sind in der Natur überlebenswichtig.

Vielfach bewirkt ein nicht wahrnehmbares Zittern in der Stimme oder eine kaum hörbare Erhöhung oder Verstärkung der Tonlage, eine Aktivierung des Fluchtinstinktes oder des Angriffsverhaltens.

Oft reicht es schon aus, das Verhalten des Tierhalters zu ändern, um Verhaltensstörungen des Tieres zu therapieren.


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